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Es gibt keine tollen Leute in der Oberlausitz… ein Gerücht!

Berlin oder Pommritz? Vor dieser Entscheidung standen wir kurz vor der Gründung, denn wir haben je einen Fuß in beiden Welten. Was schreiben wir in unsere Satzung? In unserem Umfeld waren sich alle einig: „Berlin natürlich. Das ist der Ort der Start-Ups. In der Oberlausitz gibt es keine Kreativen, da kann man nichts Neues aufziehen“, waren sich alle einig. Doch wie sollten wir das glauben, wenn doch wir selbst teilweise auf dem Dorf wohnten? Waren wir etwa weniger innovativ und kreativ als die Berliner*innen? Wir waren doch sicher nicht die Einzigen. Immer klarer war die Entscheidung: wir wollen im Grünen arbeiten. Wir wollen dort Orte schaffen, wo Menschen wie wir Schwierigkeiten haben, Organisationen zu finden, die zu ihnen passen. Wir wollten die anderen finden.


Schritt eins: eine Stellenbeschreibung formulieren. Die passte dann allerdings nicht in das Formular der Agentur für Arbeit. „Das geht nicht, Sie können nicht drei Stellen gleichzeitig ausschreiben“, erklärten sie uns. Sie müssen im Vorfeld sagen, wer was machen soll und die Stellen einzeln beschreiben. Doch wie sollten wir das tun, Menschen, die wir noch gar nicht kannten, sagen, was sie tun sollten? Wir wussten doch gar nicht, was sie konnten und mochten? Wir verzichteten also auf die Agentur und blieben dabei: „das muss insgesamt getan werden, sagt uns bitte, welchen Teil Ihr übernehmen könntet“, schrieben wir grob. Und „wenn Ihr einen Chef oder klare Anweisungen erwartet, bewerbt Euch bitte nicht“. Was sich allerdings für uns im Nachhinein als das Beste herausstellte, uns aber zu dem Zeitpunkt nicht klar war: bewerbt Euch wie Ihr wollt, nur bitte nicht mit Bewerbung nach DIN. (Hier geht´s zur Stellenausschreibung)

Die Ausschreibung veröffentlichten wir über goodjobs und über Jobs Oberlausitz und an beiden Stellen riefen uns die Mitarbeiter*innen an und ermutigten uns liebenswert. Dann stellten wir fest, dass die Raumpioniere unsere Ausschreibung geteilt hatte und sie sich langsam auf den social media Kanälen verbreitete.


Schritt zwei: komplett überwältigt werden. Die erste Bewerbung traf ein – ein Video, bei dem wir alle tatsächlich Gänsehaut kriegten und Heiko sogar kurz die Tränen kamen. Eine solche Ehrlichkeit und Offenheit hatten wir nie gesehen. Hier war eine Frau, die keinerlei professionelle Rolle spielte, sich nicht verkaufte, sondern ganz klar sagte, was Ihr wichtig war und die hoffte, dass es zusammenpasste – und das alles erzählte, während sie in ihrem Garten stand. Und es hörte nicht auf: wir kriegten Collagen mit der Post, Tafeln wurden für uns im Garten aufgestellt, wunderschöne Lebensläufe designt, Webseiten erstellt, Bücher abgegeben und immer wieder sehr persönliche Videos für uns gedreht. Über fünfzig Menschen gaben sich Mühe, sich wirklich zu zeigen, in all ihrer Schönheit, Kompetenz und Verletzlichkeit. Von wegen in der Oberlausitz gibt es keine Kreativen. Es scheint sie nur selten jemand einzuladen. Die Bewerbungen, die wir kriegten, sind eine Ausstellung wert.


Schritt drei: die Qual der Wahl. Irgendwie gelang es uns, die 12 Personen herauszusuchen, an die sich unser Herz am meisten gehängt hatte und begannen zu bangen, dass sie auch uns gut finden würden. Wir luden sie zunächst gemeinsam ein und erzählten alles über die Working Evolutions, das wir schon wussten, versuchten alle Fragen zu beantworten. Wir wollten ihnen die Möglichkeit geben, sich ebenso bewusst wie wir für ein Kennenlerngespräch zu entscheiden. Ein wenig machte es uns nervös, alle in einen Raum zu bringen, doch schon in der Vorstellungsrunde war sie wieder da: die absolute Offenheit und Bereitschaft, sich ganz zu zeigen. Was außerdem immer wieder kam war der Wunsch, bitte arbeiten zu dürfen und nicht immer zurückgehalten zu werden. Und der Wunsch, nett sein zu dürfen und dafür nicht als Naivchen abgestempelt zu werden. Alle vereinte die Sehnsucht nach Sinn, Freiheit und Miteinander. Einige übernachteten in Pommritz und verbrachten noch einen Teil der Nacht im Essensraum und auch am nächsten Tag saßen noch Grüppchen zusammen. Sie fühlten sich wie eine Community, von der sie nicht wussten, dass es sie gab und wollten sich gar nicht mehr trennen.


Ja, wir haben drei wunderbare Menschen gefunden, die mit uns arbeiten. Vor allem aber haben wir eine Welt von Menschen vorgefunden, die reif sind für „New Work“, die nicht nur IQ sondern auch EQ haben, die bereit sind, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen und die man an der angeblich mangelnden Kreativität kaum übertreffen kann. Also Oberlausitz, hab keine Befürchtung, sie sind alle schon da, die Menschen, mit denen man die Welt bewegen kann.




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