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Praktikum bei Working Evolutions: Von Überforderung und neuen Impulsen

von Clara


Die Möglichkeit, eine selbstorganisierte Arbeitsweise auszuprobieren und bei einem Unternehmen zu arbeiten, welches sich auf wenige eindeutige Prinzipien und Werte gründet, ist ein großes Geschenk. Besonders ist es dabei, die Erfahrung zu machen, sich bei der Arbeit als kompletter Mensch, also in der Ganzheit seines Wesens, zeigen zu können. Ohne professionelle Maske eröffnen sich so viele Lernmöglichkeiten, die über die alleinige Erweiterung von arbeitsbezogenem Wissen und Fähigkeiten hinausgehen.


Überfordernde Freiheiten

Ich bin zunächst mit einem großen Gefühl der Überforderung ins Praktikum gestartet. Auf der einen Seite war vieles sehr positiv und einladend (z. B. die großen inhaltlichen Freiheiten). Auf der anderen Seite schienen manche Arbeitsweisen auch erstmal herausfordernd bis unüberwindbar (z. B. die Verbindlichkeit und Verantwortung, die mit der Übernahme von Rollen einhergehen). Dies war dann auch der erste schwierige Schritt: Wie die eigene(n) Rolle(n) in der Working Evolutions definieren? Vor allem, wenn man bereits weiß, dass die eigene Zeit, die man im Unternehmen verbringt, begrenzt sein wird. Mir wurde ziemlich schnell klar, dass ich nicht richtig bereit war, sofort eine Rolle komplett auszufüllen und zu verantworten. Schließlich habe ich während der Praktikumszeit keine eigenen Rollen eingenommen und mich stattdessen klassischerweise an Aufgaben orientiert, die hauptsächlich selbstgewählt waren. So konnte ich jederzeit inhaltlich wählen, woran ich arbeiten möchte. Gar nicht so einfach, bei einer so vielseitigen und interessanten Bandbreite an Produkten und Projekten.


Wenige Prinzipien und klare Werte

Neu waren für mich auch die simplen arbeitsbezogenen „Regeln“: Working Evolutions arbeitet auf der Grundlage von sehr wenigen Prinzipien und klaren Werten, die absolut ausreichend sind, um die tägliche Arbeit zu lenken. Daher braucht es in diesem kleinen Team auch keine Führungskraft. Jede:r steht gleich stark in der Verantwortung im Sinne des Unternehmens und seiner Mission zu entscheiden und zu handeln, im Besonderen innerhalb seiner definierten Rollen. Daher spielen Vertrauen, Verantwortung und Verbundenheit als zentrale Werte der Working Evolutions eine entscheidende Rolle. Und diese drei Werte reichen dann auch schon aus, um eine grundlegende Handlungsorientierung zu geben. Daneben wird die Zusammenarbeit durch weitere sieben Prinzipien gelenkt. Zum Beispiel ist es wichtig in der Zusammenarbeit eine echte Transparenz und einen offenen Meinungsaustausch zu erreichen. Vorschläge und Ideen können und sollen daher immer eingebracht werden.


Was bedeutet es, bei der Arbeit „Ich“ zu sein?

Häufig lernen wir, dass wir im Arbeitskontext in erster Linie funktionieren müssen und unsere uns zugeteilten Aufgaben abzuarbeiten haben. Wirklich als ganzer Mensch mit Emotionen und Bedürfnissen da zu sein, ist eher nicht erwünscht. Wie eingangs erwähnt, wird in der Working Evolutions jedoch jeder dazu eingeladen, mit seinem ganzen Wesen da zu sein. Diese grundlegende Wertungsfreiheit gegenüber der eigenen Person bei der Arbeit zu erfahren, ist absolut heilsam und befreit von den vielen unbewussten Erwartungen, die man eigentlich an sich selbst bzw. sein arbeitendes Ich stellt. Das ist einerseits schön, kann aber auch ziemlich herausfordernd sein. Es hat für mich am Anfang sogar ein bisschen Druck aufgebaut, Ich sein zu müssen. Irgendwie ironisch, denn um einfach Ich zu sein, braucht es ja nichts, also keine besonderen Anstrengungen. Aber mein Perfektionismus und mein Wunsch nach Pflichterfüllung sorgten für Gedanken wie „Hoffentlich mache ich das auch richtig und bin wirklich Ich.“ Ein großes sich gegenseitiges Verstehenwollen und Verständnishaben hilft dabei in eine Akzeptanz hineinzufinden und gar nicht erst irgendwelche Fassaden aufzubauen. Die bedingungslose Wertschätzung der eigenen Person setzt hingegen so viel mehr Energie und Motivation frei als einfach nur eine funktionierende Stellschraube im System zu sein. Natürlich ist dabei nicht absolut jedes Verhalten und Gedankengut akzeptiert, aber eben alles, was im Interesse einer funktionierenden Zusammenarbeit und im Gesamtinteresse des Unternehmens steht. Das heißt auch zu kommunizieren, wenn es einem Mal nicht so gut geht oder eben ganz im Gegenteil auch Erfolge und Freude zu teilen. Wichtig ist das Teilen und das Transparent-Machen des eigenen Erlebens, um es zu etwas Gemeinsamen zu machen.


Anregung zu Selbstreflexion und Mut

So zu arbeiten, hat mich dazu angeregt, verstärkt darüber nachzudenken, was wirklich meine Kernkompetenzen und -interessen sind: Was kann ich gut? Was kann ich reingeben und anderen anbieten? Und nicht nur das. Es hat mir vor allem geholfen, diese Fragen (zumindest teilweise) sinnvoll und positiv zu beantworten. Durch vorherige Arbeitserfahrungen konnte ich häufig nur sagen, was ich alles nicht will: Also wie ich nicht arbeiten will und auch mit welchen Themen ich nicht arbeiten will. Durch die Arbeit bei Working Evolutions kann ich nun erstmals sagen: „Ja, genau das will ich! So möchte ich arbeiten!“


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