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Erst genervt und dann verliebt: das Geschenk der Akzeptanz

Akzeptanz ist etwas, was ich in letzter Zeit öfter im Arbeitskontext gespürt habe und was mich einiges über mich und meine Kolleg:innen gelehrt hat. Akzeptanz wird oftmals mit Toleranz gleichgesetzt - allerdings sind die Begriffe in ihrer Haltung unterschiedlich. Wer etwas toleriert, duldet bzw. erträgt. Wer akzeptiert, geht einen Schritt weiter: Wir erkennen den Umstand, die Situation oder den Menschen an, heißen ihn gut und nehmen ihn bzw. sie an. Wir befinden uns in einer Ja-Haltung, die nicht von Anfang so sein muss. Um diesen Prozess, vom Widerstand zur Akzeptanz, geht es in diesem Blogbeitrag.


Die erste Situation war folgende: in einem Gespräch mit Christoph erzählt er mir, wie vollgepackt er gerade mit Arbeit ist. Ich bot ihm also an, eine seiner Aufgaben zu übernehmen, eine Marktrecherche über eine mögliche Invention für eine:n Kund:in. Ich setzte mich gleich nach unserem Gespräch ran, recherchierte, schrieb, und veröffentlichte spät am Abend meine Marktrecherche in unserem Online Büro Podio. Ich war wirklich stolz darauf und stufte meine Arbeit als ziemlich gut ein - Christoph fand das auch. Einen Tag später stand dort auch Monias Antwort, ungefähr so: Die Marktrecherche ist schlecht recherchiert, zu viel Eigenwerbung, kein Fazit, insgesamt sehr dünn und ich habe mir nicht die nötige Zeit genommen, Christoph braucht meist mehrere Tage dafür. Und es ist nicht so einfach, wie ich denke. Meine erste Reaktion war Widerstand und Trotz. Warum muss immer alles super-perfekt sein, was wir produzieren? Und außerdem hab ich gar nicht gesagt, es wäre einfach! Und zudem ... . Ich gab mir ein paar Minuten, die Marktrecherche mit Christophs vorhergehenden zu vergleichen. Monia hatte recht. Ich habe gedacht, ich kann etwas auf die Schnelle produzieren und keiner merkt es. Und natürlich ist unser Qualitätsanspruch hoch. Und warum denke ich eigentlich, ich kann etwas, ohne Lernzeit zu investieren? Also schaute ich mir Christophs Recherchen an und einige Leitfäden für gute Recherchearbeit. Ich veröffentlichte die zweite Version, die so viel tiefgründiger und breiter den Markt widerspiegelte und Monia war damit wirklich zufrieden. Aus Widerstand ist Reflexion, aus Reflexion ist somit Akzeptanz entstanden. Und Wertschätzung: dass wir gegenseitig darauf achten, sehr gute Arbeit zu leisten und Kritik offen auszusprechen und mit einer Ja-Haltung anzunehmen.


Rückblickend gab es viele solcher (Reflexions- und Lern-) Momente. Ein anderes Beispiel: merke manchmal den Impuls, dass mir Dinge zu lange dauern und ich in Gespräche bei Podio gerne reingrätschen würde, da ich in diesem Moment denke, wir verschwenden unsere Zeit für Dinge, die überhaupt nicht wichtig sind. Aber nachdem ich still mitlese, warum wir beispielsweise zum 8. Mal das eigentlich schon fertige Logo eines Produkts diskutieren oder ob wir die AGB nicht in persönlich und nett formulieren können, lerne ich, wie meine Kolleg:innen denken und was ihnen wichtig ist. Ich begann, den Prozess zu akzeptieren, ohne ihm meine Denkweise überzustülpen und begriff, jede:r von uns gibt an anderen Stellen Qualitätsansprüche und Detailverliebtheit in unsere Arbeit. Somit entsteht ein fast lückenlos guter Output und Produkte, an dem alle an jedem Ende gefeilt haben.


Ein letztes Beispiel ist der baldige Austritt Heikos aus der Working Evolutions. Er arbeitet seit Anfang an in zwei Organisationen und baut seine Selbstständigkeit aus. Er war schon immer nur ein paar Stunden für die Working Evolutions da und sein Gehen hat sich abgezeichnet, trotzdem kam es für mich sehr plötzlich und ich hatte sofort das Gefühl: jetzt sind wir „jungen“ Kollegen noch mehr auf uns allein gestellt, dazu verlieren wir die direkte Brücke zu unserem größten und wichtigsten Kunden. Die Geschäftsführerschaft wird auf uns alle zusammen übergehen und wir übernehmen ein paar mehr Rollen und Verantwortungen. Ein paar Tage später sprach ich mit Flo und Christoph über Heikos Nachricht und stellte fest, dass die beiden die Situation eher als Chance zu mehr Flexibilität und Neuausrichtung sehen. Ich akzeptierte die Entscheidung von Heiko, denn alles andere wäre weder für ihn noch für unsere Organisation gesund gewesen und aus dem Gefühl, allein gelassen zu werden entwickelte sich Vorfreude, die Working Evolutions in die Hände der am meisten beisteuernden Mitglieder zu geben.


Akzeptanz bedeutet für mich, gerne für andere Verhaltens-, Denk- und Arbeitsweisen bzw. schwierige oder unverhoffte Situationen offen zu sein und sie eher lernend-beobachtend anstatt genervt-impulsiv zu behandeln. Dadurch ergibt sich oft ein größeres Bild, in dem wir besser entscheiden, kommunizieren und handeln können.




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