Ich bin Heiko der geschäftsführende Gesellschafter der Working Evolutions GmbH. Und schon im ersten Satz treffen die Widersprüche aufeinander, aber der Reihe nach.
In nunmehr 30 Berufsjahren in der beruflichen Erwachsenenbildung hatte ich eine Menge
unterschiedlicher Stellen und Rollen. Angefangen habe ich als freiberuflicher Trainer. Später war ich dann „Bildungskoordinator“, „Standort- und Bereichsleiter“, „Prokurist“, ... Es sind schon eine Menge Erfahrungen zusammengekommen und seit vielen Jahren führe ich Teams. Management und Leadership waren und sind die Themen, die meinen Alltag ausfüllen.
Um darin richtig gut zu werden habe ich eine Menge Bücher gelesen, Seminare besucht, mit meinen Mitarbeitern und anderen Führungskräften diskutiert und Coachings in Anspruch genommen. Und es hat sich gelohnt.
Mit der Gründung der Working Evolutions GmbH gab es für mich zum Start gleich einen echten Schock. Ich bin der Geschäftsführer und habe keine Entscheidungsgewalt? Wie soll das denn gehen?
Was mache ich, wenn andere Entscheidungen treffen, die ich nicht gut finde? Was geschieht, wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin Investitionen tätigt, die sich die GmbH nicht leisten kann? Und überhaupt gehört mit doch die Firma zum größten Teil!
Fangen wir hinten an. Ein sehr wichtiger Aspekt bei der Gründung war, dass wir in die Satzung aufgenommen haben, dass die Firma sich selbst gehört. Somit sind von vornherein
Gewinnausschüttungen an die Gesellschafter*innen ausgeschlossen. Überschüsse werden
reinvestiert und gespendet. Basis unserer Arbeit sind ein Rollenboard (das erklären wir Euch bald im Lexikon), verschiedene webbasierte Tools, Vertrauen, Verbundenheit und Verantwortung. Das Schwierige war der erste Schritt in eine neue Kultur der Zusammenarbeit. Diese beruht weniger auf Regeln als auf Prinzipien.
Jede zu treffende Entscheidung wird mit allen betroffenen Personen diskutiert (Beratungspflicht) und dann entscheidet die Person, die in der entsprechenden Rolle ist und diese Aufgabe hat.
Wie alles, was neu und ungewohnt ist, müssen Abläufe geübt und der Umgang mit Freiheit und Verantwortung gelernt werden. Nun ist der erste Monat unseres New Work Experimentes um und noch lange funktioniert nicht alles reibungslos. Aber genau das ist auch nicht gewollt. Es müssen
Schwierigkeiten in der gemeinsamen Arbeit auftauchen, damit es in einem co-kreativen Prozess in unserer Entwicklung weitergeht. Und was habe ich jetzt davon, dass ich geschäftsführender Gesellschafter bin? Eine schöne Visitenkarte, ab und zu wird meine Unterschrift gebraucht und im Zweifel die Haftung.
Ich habe niemanden ermächtigt, weil ich die Macht nie hatte und auch nie haben werde. Und meine Leadershipskills? Die wende ich dann wohl jetzt am besten bei mir selber an. Es ist für niemanden einfach, nach Jahrzehnten an Führungserfahrung richtig auf Augenhöhe zu arbeiten. Aber lernen kann ich. Ich kriege das hin.
Comments